FOOD MOVEMENT und ein Bericht über mich

Eines Abends bin ich auf FOOD MOVEMENT aufmerksam geworden und dieses Projekt hat sofort mein Interesse geweckt. Vielen herzlichen Dank liebe Petra für den Blog-Eintrag!

Hier findest du genauere und mehr Informationen zu FOOD MOVEMENT und hier findest du das Interview über mich und mit mir – oder auch wenn du weiter liest beginnt der Text von Petra…

Kurz, nachdem wir die Website von FOOD MOVEMENT lanciert hatten, klingelte eines schönen Abends mein Telefon. Es meldete sich eine quirlige, junge Stimme, und sie stellte sich mit Irina vor. Sie sei eigentlich gerade damit beschäftigt gewesen, mir ein Mail zu schreiben. Sie habe sich dann aber kurzerhand entschieden, mich anzurufen, statt mir ein meterlanges Mail zu schreiben.

Es freute mich sehr, dass Irina zum Telefonhörer gegriffen hatte. Denn sie war eine der ersten, die begeistert berichtete, dass sie es supertoll finde, dass wir FOOD MOVEMENT gegründet hätten. Genau so etwas brauche es!

Nachdem mir Irina ihre Geschichte erzählt hatte, war klar, dass wir uns mal persönlich treffen müssen. Bei einem gemütlichen Picknick im alten botanischen Garten in Zürich konnte sie mir ihre Geschichte erzählen und ich ihr von meinen Genesungserfolgen und den Visionen von FOOD MOVEMENT berichten.

Solche Treffen wie das mit Irina haben mich auch bestärkt, diesen Sommer das erste HEALTHY FRIDAY-Picknick ins Leben zu rufen. Es tut nämlich unheimlich gut, wenn man sich mit anderen Menschen austauschen kann, wo man mal nicht die Ausnahme ist, wenn man eine seltsame Ernährung wie beispielsweise ohne Weizen und Zucker bevorzugt.

Wir sind dankbar über alle, die den Mut haben, sich so zu exponieren und von ihrer persönlichen Geschichte und ihre Erfahrungen zu erzählen. Auf dass es noch zig mehr geben wird hier auf FOOD MOVEMENT!

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Wann hast du welche Beschwerden an dir festgestellt?
Vor 9 Jahren, es war Sommer 2007, begannen meine Symptome sich verstärkt zu zeigen. Nach einer tollen Asienreise machten sich ein geblähter Bauch, Hautrötungen, Tagesschläfrigkeit und gehäufte Schlafprobleme in der Nacht sowie Erbrechen und Aufstossen immer wieder bemerkbar. Bauchschmerzen nach dem Essen und Durchschlafschwierigkeiten kannte ich bereits schon vorher, doch nach jener Reiserückkehr waren die Symptome noch stärker ausgeprägt.

Wie bist du vorerst damit umgegangen?
Vorerst wartete ich etwas zu, doch als es für mich mit den vielen Symptomen sehr anstrengend wurde, suchte ich einen Arzt auf. Ich bemerkte bald, dass es zu einem grossen Teil mit den verzehrten Lebensmitteln in Zusammenhang stehen musste. Die Zöliakie-Diagnose meiner Schwester zum selben Zeitpunkt machte mich zusätzlich sensibler auf das Thema der Ernährung. Bei mir konnte jedoch keine schwere Darmerkrankung festgestellt werden, dennoch bemerkte ich, dass, insbesondere nach dem Konsum von Gluten, die Symptome stärker wurden. Aus ärztlicher Sicht wurden die Symptome auf Stress zurückgeführt, was für mich damals unverständlich war und gleichzeitig Ansporn, genauer hinzusehen. Ich studierte schliesslich Psychologie und Sport und war demnach nahe am Herd des Stress-Themas.

Einerseits versuchte ich den Stress zu reduzieren und ich begann Yogastunden, Achtsamkeitskurse, Meditation sowie NLP in mein Leben einzubauen – rückblickend reduzierte dies meinen Stress nicht wirklich, da mein Tagesprogramm durch die vermehrten Aktivitäten noch stressiger wurde. Doch für damals war es das Richtige. So blieb ich am Thema dran, wobei ich noch nicht wirklich die Verbindung von Psyche und Körper sah, so dass ich die Themen trennte und neben dem Stress mich sozusagen genauer mit den Lebensmitteln auseinandersetzen begann.

Da ich trotz den Entspannungstechniken Schmerzen im Körper hatte, beschloss ich, Forschung an mir selber zu betreiben, um die Ursache zu finden. So dachte ich mir ganz simpel: Ich schaue, was ich esse und dann beobachte und sehe ich, wann meine Schmerzen auftreten. Da ich nicht kochen konnte, musste ich es lernen. So begann ich Rezepte nachzukochen, die Gerichte zu fotografieren und mir ein eigenes Kochbuch zusammenzustellen… Und so begann sozusagen meine La Gourmerina-Karriere. Aufgrund breitem Interesse gründete ich dann den Kochblog www.lagourmerina.ch und das wöchentliche La Gourmerina-Journal mit vielen Rezepten entstand.
Ich begann meine Lebensmittel-Anpassungen bei den Rezepten zu vermerken, so dass die Unterkategorien gluten- und laktosefrei, histaminarm, fructosearm sowie nussfrei entstanden. Ich kennzeichnete alle kritischen Lebensmittel für AllergikerInnen mit einem *. Am Ende des Rezepts ist stets zu lesen, wie das Rezept jeweils verändert werden kann, damit es verträglich wird.

Wann hast du ärztliche Hilfe beansprucht und was wurde dir geraten/verschrieben?
Ich ging eigentlich ziemlich schnell nach meiner Asienreise zum Arzt, da ich zuerst dachte, dass ich allenfalls Bakterien oder ähnliches aufgefangen hatte. So wurde ich durchgetestet und es konnten zwar abweichende Resultate festgestellt werden, doch dass diese meine Symptome verursachen würden, wurde als sehr unwahrscheinlich eingestuft. Auch Magen- und Darmspiegelungen führten sie durch, wobei sie leichte Rötungen im Magen entdeckten. Gegen mein Aufstossen wurde mir Pantoprazol verschrieben.

Bei einer Blutuntersuchung wurde zudem eine leichte Schilddrüsenunterfunktion festgestellt, so dass ich zuerst Eutyrox erhielt, was leider dann in eine Überfunktion wechselte. Nach Absetzen dieser Medikamente probierte ich mit der Pille, ein Gleichgewicht zu erhalten, welche jedoch mehr Nebenwirkungen zeigte, so dass ich auch diese wieder absetzte. Ich konnte mir auch kein Leben mit Medikamentenkonsum vorstellen, so suchte ich nach anderen Möglichkeiten. Ich habe stets gehofft und gedacht, dass eine andere Lösung statt Medikamente zu finden sein muss. Der Mensch wird schliesslich nicht mit Medikamenten geboren. Ich erhielt somit keine befriedigende Lösung, so dass ich meine Antworten immer breiter zu suchen begann. Ein kleines Dankeschön auch an meine Neugier.

Ich besuchte somit nacheinander Ärzte der Bioresonanztherapie sowie Osteopathie, Ayurveda und TCM, welche eine Gluten-, Histamin- und eine geringe Laktoseintoleranz feststellten. So ernährte ich mich zeitweise nach der Lehre der Ayurveda, 5-Elemente, Säure-Basen-Küche, vegetarisch, für eine kurze Zeit vegan und probierte auch Eiweiss-arme, -reiche und all die Formen der weiteren Weglass-Diäten aus. Unbewusst erlangte ich dadurch ein immenses Wissen über Lebensmittel sowie deren Wirkungen auf unseren, respesktive meinen eigenen Körper, und schulte mein Körperbewusstsein.

Ich erreichte immer wieder spürbare Verbesserung und Erholung für meinen Körper, doch nie war es die endgültige zurückerlangte und gewünschte Gesundheit. So wurden mir die unterschiedlichen Ernährungsformen oftmals zu kompliziert, anstrengend, stressig und einseitig. Rückblickend war mein laufendes La Gourmerina-Projekt ein guter Anker und Motivator, am Thema dran zu bleiben.

Wann und wie hast du gemerkt, dass immer noch etwas nicht stimmt?
Obwohl ich mich mit der Ernährung sowie dem Thema Stress auseinandersetzte, und mich, meinem damaligen Wissen nach, gut ernährte, nahm nur ein gewisser Teil der Symptome ab. Auch im Vergleich zu anderen Menschen bemerkte ich, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Vorerst versuchte ich alle Symptome wieder zu ignorieren, was jedoch nicht wirklich klappte.

Mit der Zeit erkannte ich immer stärker, dass zwischen Körper, Ernährung und Psyche ein Zusammenhang bestehen musste. Durch das Nachkochen der Rezepte, Hineinspüren und Beobachten des Körpers sowie Fragen stellen wie „Nach welchen Lebensmitteln verspüre ich welche Symptome? Wann schlafe ich gut? Wann schlafe ich schlecht? Wann wird meine Haut trocken? Wann wird sie rot? Wann wird es mir schwindelig?“, erhielt ich immer mehr Einblick. Ich lernte meinen Körper und seine Reaktionen kennen und gelangte dadurch Schritt für Schritt zu mehr Bewusstsein.

Es war keine leichte Zeit. Als ich plötzlich bei normal verträglichen Lebensmitteln wieder Symptome hatte, verstand ich die Welt nicht mehr. Dadurch weitete ich meine Forschungswelt aus und beobachtete, in welchen Situationen ich wann und wie reagierte sowie mit welchen Gefühlen ich darin war. Daraus schloss ich, dass alles zusammenhängen musste. Etliche Faktoren wie Leistungsdruck, negative Gedanken und Selbstbild, soziale Konflikte, Umweltgifte, Infektionen und so weiter, können alle zusammen Stress auslösen, was über längere Zeit zu einem geschwächten Immunsystem führt, bis der Körper nicht mehr standhalten kann und immer schwächer und schwächer wird.

Sieben Jahre fühlte es sich wie ein Kampf an gegen mich selbst. Ich tat alles, was ich konnte und dennoch wurde ich nicht wirklich gesund. Als ich dann eine Wölbung im Unterbauch entdeckte, begann eine weitere Suche. Ich war jedoch bereits fern von mir und es wurde mir gesagt, dass dies wohl der verstopfte Darm sein müsste. Ich glaubte dies gerne und lebte ein paar Jahre damit weiter.

Bis ich die Wahrheit wissen wollte, da ich plötzlich das Gefühl hatte, einen Tumor zu haben. Im Notfall wurde das Teratom dann entdeckt – ein Schock der grossen Art für mich. Drei Wochen später lag ich im Spital und es wurde herausoperiert. Erleichterung, dass der Spuk vorbei war. Gefühle von Freude kamen hoch. Doch auch Wut auf die Ärzte, mich selbst und Unverständnis gegenüber dem Leben. Plötzlich sollte ich Recht haben und keine Stress- und Ess- oder psychischen Probleme haben. Von einem Tag auf den anderen. Ich fühlte mich ziemlich veräppelt und im falschen Film. Ich nahm mir dann für die Verarbeitung der strengen Jahre eine Auszeit, welche mich zu mir und einen grossen Schritt weiter brachte.

Was bedeutet deine Ernährung für deinen Genesungsweg?
Die Ernährung hat eine grosse Bedeutung für meine Genesung. Definitiv. Doch sie ist nicht alles. Auch der psychische und seelische Anteil haben einen grossen Beitrag zu meiner Gesundung beigetragen. Ich denke, dass ich wegen des Beobachtens und Forschens sensibler geworden bin und mich daher mit diesem Thema stark befasst habe.

Heute kann ich mir nicht mehr vorstellen, wie es ist, nicht mehr darauf zu achten, was ich esse. Ich will es auch nicht mehr. Durch meine Erfahrung und mein Wissen möchte ich mir dies persönlich nicht mehr antun. Ich möchte das Leben ohne Bauchschmerzen nach dem Essen verbringen, ohne Schwindel, Pusteln, Müdigkeit, Verstopfung oder Mattheit den Nachmittag erleben sowie in der Nacht ohne Schweissausbrüche oder schlaflose Stunden verweilen.

Auch habe ich dadurch andere Menschen kennen gelernt, die einen ähnlichen Weg hinter sich haben, was mich unterstützt, dran zu bleiben. Und rückblickend wäre mein La Gourmerina-Projekt wohl nicht entstanden, woraus sich nun weitere neue schöne Dinge entwickeln. So gebe ich ab und an Kochkurse und habe den Cook ’n‘ Flirt-Anlass ins Leben gerufen, bei dem sich Singles jeden Alters am Herd bei Rotation kennen lernen können. Für unterschiedliche Alterskategorien zwischen 25 und 68 Jahren gibt es Event-Daten. Zudem ist der Anlass für alle Menschen mit oder ohne Unverträglichkeiten sowie Essvorlieben wie vegetarisch oder vegan. Dies muss einfach bei der Anmeldung angegeben werden, so dass darauf Rücksicht genommen werden kann.

Klar, es war und ist auch heute manchmal schwierig, da ich noch heute einen sensiblen Magen und Darm habe und immer etwas aufpassen muss, was ich esse. Schwierig finde ich es vor allem dann, wenn ich mein Umfeld beobachte und sehe, dass die Menschen ungehindert essen können, was sie wollen, feiern, schlemmen, trinken – ohne Unangenehmes dabei zu erleben. Für mich unvorstellbar. Doch ich sehe dagegen meinen Weg den ich machte und bin dankbar für ihn.

Kannst du deine aktuelle Ernährungsweise beschreiben?
Nach dieser ganzen Odyssee unterschiedlicher Ernährungsformen ernähre ich mich heute vor allem von Lebensmitteln, die uns die Natur in Rohform zur Verfügung stellt. Da ich Gluten nicht vertrage, esse ich glutenfrei und grösstenteils auch ohne Milchprodukte. Fleisch esse ich nur noch biologisches in der Hoffnung, dass dieses wirklich ohne Hormonzusätze erzeugt wurde. Industriell erzeugte Lebensmittel versuche ich so gut es geht zu vermeiden.

Neben der sorgfältigen Auswahl der Lebensmittel versuche ich immer mehr, den Stress beim Essen zu vermeiden. Gelingt mir noch nicht so gut – doch ich arbeite daran :). Mit dieser Ernährungsweise geht es mir immer besser und ich baue und stärke mein ganzes System Schritt für Schritt weiter auf.

Wie geht es dir zurzeit?
Es geht mir sehr gut. Körperlich bin ich bald wieder so aufgebaut, dass ich meine Stärke auch wieder fühlen kann. Ich bin sehr froh, dass die Zeit mit steten Bauchschmerzen, etlichen körperlichen Symptomen, morgendlicher Müdigkeit und Erschöpfung vorbei ist. Ich bin noch nicht zu 100% Beschwerdefrei. Doch wenn ich heute Gelenkschmerzen, Steifheit, Bauchschmerzen oder weitere Symptome habe, dann spüre ich es und kann handeln. Es ist nicht mehr eine allgemeine Mattheit mit x unterschiedlichen Schmerzen.

Was möchtest du unseren Leserinnen und Lesern empfehlen oder mitgeben, was ist dein Fazit?
Nach einem Tiefgang in die dunklen Ecken der Seele erlangte ich mehr Bewusstsein und erkannte, dass die drei Einheiten Körper, Geist und Seele wirklich zusammen arbeiten und in Balance sein müssen.

Aufgrund meiner Erlebnisse habe ich mich dann in Ernährung weiter ausgebildet und bin nun aktiv an der Ausbildung zur Psychotherapeutin dran. Dass ein solcher Tiefgang viel Fruchtbares bringen kann, durfte ich ausgeprägt erleben.

Mein La Gourmerina-Projekt läuft weiter und es ist für mich eine Freude, die Ernährung in meinem Leben als wichtigen Faktor weiterzuverfolgen. Über die Jahre habe ich die Freude und Leidenschaft fürs Essen und die Lebensmittel nie verloren. Diese Freude möchte ich behalten und mit anderen Menschen teilen. Die Ausbildung an der ETH in Ernährung und Zivilisationskrankheiten hat mich zusätzlich darin bestätigt, dass ich von nun an nicht mehr den Einfluss der Lebensmittel ausblenden kann und will.

Bewusst leben bedeutet für mich bewusst sein, Akzeptanz seiner selbst und versuchen, die Seele, den Geist und den Körper in Einklang zu halten.

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Ganz lieben Dank für deine Offenheit, deine Erfahrungen mit uns zu teilen, liebe Irina!
Wir wünschen dir weiterhin eine riesen Portion Gesundheit und viel Erfolg auf deinem Weg.